Ein ordnungsgemäßer Pflanzschnitt ist für den jungen Obstbaum von entscheidender Bedeutung. Zuerst schneiden Sie die möglicherweise beschädigten Wurzeln ab, aber nur diese. An der künftigen Krone ist schon mehr zu tun. Bei einjährigen Veredlungen brauchen Sie nur den Mitteltrieb zurückzuschneiden, der 20 cm höher sein soll als die spätere Stammhöhe.
Beispiel: Wird ein 60 cm hoher Stamm gewünscht, kürzen Sie den Mitteltrieb auf 80 cm Länge. Bei zweijährigen Veredlungen suchen Sie sich als künftiger Obstgärtner 3, höchstens 4 Triebe aus und schneiden sie um etwas zwei Drittel auf gleiche Höhe zurück. Aber Achtung: Der Mitteltrieb soll eine Handbreit länger sein als die anderen.
Dieser wichtige lebensfördernde Schnitt wird in den Wintermonaten vorgenommen. Aber nur bis Temperaturen um die -5°C. Ist es kälter , verheilen die Wunden schlecht. Profis nehmen beim Auslichten lieber ganze Äste heraus, als nur ein paar Zweige zu stutzen, so dringt das Licht besser in die Kronen, eine entscheidende Voraussetzung für Wachstum und Fruchtbildung. Außerdem lassen sich gut ausgelichtete Bäume besser schneiden, pflegen und ernten. Auch haben Krankheiten und Schädlinge wenig Chancen. Der Auslichtungsschnitt bietet vorbeugenden Pflanzenschutz. Beim Schneiden gehen Sie ganz systematisch vor. Zuerst wird der Baum von Ästen befreit die ins Kroneninnere wachsen. Danach entfernen Sie alle Äste die sich kreuzen oder reiben und im Sommer andere Kronenteile beschatten würden. Steil aufrecht wachsende Triebe, die sogenannten Reiter, sollten ebenfalls der Säge zum Opfer fallen. Das Auslichten im Winter vertragen alle Obstarten, ausgenommen Kirsche und Pfirsiche, für die sich der Schnitt in den Sommermonaten gleich nach der Ernte empfiehlt.
Vom zweiten bis zum fünften Lebensjahr wird der junge Obstbaum gärtnerisch erzogen, damit eine Krone entsteht. Sie besteht aus 3 - 4 Leitästen, an denen sich kleine Nebenäste bilden, die später dann Früchte tragen. Die Leitäste werden um etwa ein Viertel ihrer Länge auf gleiche Höhe zurückgeschnitten. Wie beim Pflanzschnitt soll der Haupttrieb etwa eine Handbreit länger sein. Alle senkrechten Triebe werden entfernt, die flach wachsenden bleiben erhalten.
Bei sinkenden Ernteerträgen wird es Zeit für einen Verjüngungsschnitt, den Sie ebenfalls im frühen Winter durchführen sollten. Dabei wird nach einem gründlichen Auslichten die Krone um etwa ein Drittel zurückgesetzt. Die Spitze des Stammes und die Äste schneiden Sie so zurück, daß die Krone einen Winkel von etwa 120 Grad bildet (siehe Zeichnung). Der in dieser Form verjüngte Baum wird in den folgenden Jahren genauso wie ein jüngerer "erzogen". Erfahrene Gärtner achten darauf, daß keine Zweigstummel oder Aststümpfe stehen bleiben. Jede Schnittstelle oder Wunde, die größer als ein 2 Euro-Stück ist, muß mit einem scharfen Okulier- oder Kopuliermesser glattgeschnitten und anschließend mit Baumwachs oder einem Wundverschlussmittel bestrichen werden.
Beim Pflanzenschnitt werden alle schwachen und zu dicht stehenden Triebe entfernt. Jeder Strauch sollte mindestens 3-5 Triebe aufweisen, die Sie etwa um die Hälfte einkürzen. Nach der Ernte, bis in den Herbst hinein, kommt der Fruchtschnitt an die Reihe. Dabei schneiden Sie einen Teil der alten tragschwachen Triebe ab, um Platz für die Jungtriebe zu schaffen. Diese werden bis zur Hälfte eingekürzt. Zum Schluss sollte jeder Busch 7-10 Triebe aufweisen, nicht älter als 3 Jahre alt. Das gleiche gilt für Büsche wie für Hochstämmchen, bei denen man die Triebe dicht an der Veredelungsstelle abschneidet.
Hier kann ein Pflanzschnitt entfallen. Es empfiehlt sich, erst nach dem dritten Jahr die Triebspitzen etwas einzukürzen. Überhaupt werde die Schwarzen Johannisbeeren weniger geschnitten. Nur wenn die Büsche zu dicht geworden sind, wird ausgelichtet.
Der Stachelbeerbusch sollte nicht mehr als 4 - 6 kräftige Triebe aufweisen, die nach dem Pflanzen um die Hälfte einzukürzen sind. Alle zu dicht stehenden und schwachen Triebe werden von vornherein entfernt. Nach 3 - 4 Jahren beginnt der Auslichtungsschnitt. Und zwar so, daß bis zu 8 Haupttriebe den Busch bilden. Gleichzeitig werden alle Seitentriebe, die länger als 5 cm sind eingekürzt. Das ist eine einfache Methode zur Bekämpfung des Stachelbeermehltaus.
Bei Himbeeren erfolgt nach der Pflanzung ein Radikalschnitt der etwa 50 cm hohen Ruten um rund zwei Drittel der Gesamtlänge. Der Fruchtschnitt ist sofort nach der Ernte fällig. Dabei werden alle zweijährigen Reiter dicht am Boden abgeschnitten; sie sterben ohnehin ab. Von den einjährigen Trieben bleiben nur die kräftigsten erhalten. Man rechnet je Meter etwa 10 - 12 neue Triebe.
Wie bei Himbeeren werden die Brombeerranken nach der Pflanzung tief auf etwa 5 Augen zurückgeschnitten und später ebenfalls alle abgetragenen Fruchttriebe dicht am Boden entfernt. 5 Ranken pro Pflanze sollten genügen. Da diese Ranken entspitzt werden müssen, bilden sich viele Seitentriebe. Man schneidet sie bis auf ein Auge zurück, als Verdickung an den Ranken deutlich zu erkennen.